Marco Michalzik ist Content Creator und Fotograf. Mit seiner Kamera fängt er Momente ein, die so flüchtig sind, das andere über sie hinwegschauen, aber auch so kraftvoll, dass sie in seinen Fotos ihre komplette Wirkung ausfalten. Vor seiner Kamera stehen vor allem Fußballer, die mit stereotypischen Bildern von Fußballern aufräumen wollen – zum Beispiel David Alaba.
Wer bist du und was machst du?
Ich 28 Jahre alt und komme aus Düsseldorf. Nachdem ich fünf Jahre lang im Bereich Brand Marketing bei 11teamsports gearbeitet habe, berate ich zur Zeit Unternehmen sowie Fußballer im Bereich Branding, Content und Social Media.
Ein Fokus deiner Arbeit konzentriert sich auf Sport, insbesondere auf den Fußball. Wie ist es dazu gekommen?
Der Weg dahin hat sich bereits während meines Studium an der Sporthochschule Köln abgezeichnet, als ich bootsblog, meinen eigenen Blog über Fußballschuhe, gegründet habe. Die Leidenschaft dazu hat sich schon im Kindesalter entwickelt. Ich hatte mehr Interesse an den Schuhen der Fußballer als an deren Leistungen auf dem Platz. Mein eigener Blog hat mir daher einen Weg geebnet, auf dem ich viele besondere Menschen und spannende Bereiche kennenlernen durfte.
Wie ist deine persönliche Verbindung zum Fußball?
Fußball begleitet mich schon mein Leben lang. Bis vor zwei Jahren habe ich noch ambitioniert im Verein gespielt. Das musste ich leider wegen meines damaligen Jobs und des damit einhergehenden Umzugs nach Berlin bis auf Weiteres aufgeben. Als leidenschaftlicher Fußballer ist es natürlich umso schöner, wenn die Lieblingssportart einen Teil der Arbeit ausmacht.
Fußballer werden oft als oberflächliche, vielleicht sogar prollige und einfache Stereotypen dargestellt und wahrgenommen. Du hast definitiv eine andere Perspektive. Wie ist deine visuelle Herangehensweise?
Genau diesen Stereotypen und Klischees möchte ich mit meiner Arbeit entgegenwirken. Ich möchte Fußballer dabei unterstützen, sich authentisch und ehrlich darzustellen, indem sie Perspektiven von und auf sich preisgeben, die ihren wahren Charakter und ihre privaten Interessen zeigen. Zur Zeit sehe ich noch zu wenige Spieler, die sich auch wirklich aktiv gegen solche Stereotypen stellen und sich als mehr als „nur“ den Fußballer zeigen. Das ist sehr bedauerlich, denn die meisten, die ich kennenlernen durfte, sind extrem inspirierende Persönlichkeiten und das sollte auch in der Öffentlichkeit kommuniziert werden.
Was möchtest du mit deiner Arbeit ausdrücken?
Ich möchte einzigartige und unerwartete Geschichten erzählen – mithilfe der Kunden, mit denen ich zusammenarbeite. Das ist nicht immer leicht, denn es birgt auch das Risiko, dass solche Geschichten nicht wertgeschätzt werden, weil man sie von einem Fußballer nicht erwartet. Wenn ein Fußballer sich als etwas anderes als der Sportler zeigt, der 90 Minuten am Wochenende im Stadion herumläuft, wird das in der Öffentlichkeit teilweise schon kritisch gesehen – was natürlich nicht gerade das Interesse der Spieler fördert, sich wirklich anders nach außen darzustellen.
In heutigen Zeiten von Social Media und Smartphone-Fotografie sind Fotos ein schnell konsumiertes Gut, an dem man vorbeiscrollt und das man kaum noch wertschätzt. Was macht deiner Meinung nach ein gutes Foto aus, das das Vorbeiscrollen unterbricht und zum Anschauen anregt?
Es muss dem Betrachter einen neuen Mehrwert liefern. Das kann natürlich ein Wow-Effekt sein, wenn das Foto sehr ästhetisch ist – aufgrund einer guten Komposition oder gutem Licht. Mich regt jedoch eher die Story, die emotionale Intention, die in einem Bild steckt, zur Interaktion an. Ein Foto muss zum Verweilen und Nachdenken einladen und den Betrachter dazu bringen, es mit jemandem zu teilen. In der heutigen Zeit und Schnelllebigkeit der digitalen Landschaft ist es nicht einfach, nachhaltige Geschichten zu erzählen – es ist nicht zeitgemäß, für mich jedoch genau das, was es heute mehr denn je braucht.
Wie macht man ein solches Foto?
Vor allem im Kontext Fußball braucht es eine enge Bindung zu den Spielern, um in richtigen Momenten die richtigen Emotionen festhalten zu können. Dabei geht es dann meiner Meinung nach nicht darum, das beste Foto zu schießen – viel entscheidender ist der Weg dahin: die Interaktion und Beziehung zum Spieler, die man sukzessive aufbaut, damit er sich dir und deiner Kamera gegenüber öffnet. Das Festhalten dieser ehrlichen Momente fehlt heutzutage oft – und ist gleichzeitig das, was mich antreibt.
Im Zuge von Covid-19 machen wir uns alle Gedanken darüber, wie wir unsere Arbeit noch digitaler gestalten können. Wie ist deine Antwort auf diese Herausforderung als Fotograf?
Es ist vor allem eine Zeit, die uns sicherlich ein Stück weit erdet und uns Dinge wertschätzen lässt, die wir sonst als selbstverständlich ansehen. Zum Beispiel einfach vor die Tür zu gehen, um Fotos zu schießen. Für mich spielt das Zwischenmenschliche beim Fotografieren immer eine wesentliche Rolle. Daher versuche ich aktuell, mit den Fußballern weiterhin in Kontakt zu bleiben und gemeinsam durch diese einzigartige Situation zu gehen. Das wird mir helfen, um nach der Corona-Krise eine engere und stärkere Bindung zu haben.