Vor allem in Krisenzeiten ist der Glaube gefragt. Der Pastor Jan Kohler leitet die Hillsong Church in München, die auch David Alaba regelmäßig besucht – so sind wir auch auf ihn aufmerksam geworden. Wir haben mit Jan Kohler über seinen Glauben, Unperfektionismus und Online-Gottesdienste gesprochen.
Elevator Pitch. Eine kurze Zusammenfassung: Wer bist du, was machst du?
Ich bin Ehemann von Janina, Freund, Kaffeetrinker, Fifa-Spieler und vor allem Pastor. Ich bin Teil eines genialen Teams der Hillsong Church und darf unseren Standort hier in München leiten. Janina und ich sind vor drei Jahren nach München gezogen. Ich glaube, andere würden über mich sagen, dass ich extrem leidenschaftlich über Jesus spreche.
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Bist du mit dem Glauben aufgewachsen?
Wir waren früher an Ostern und Weihnachten in der Kirche. Und ich hätte wahrscheinlich immer gesagt, dass ich an Gott glaube. Aber mit meinem Alltag hatte das ehrlich gesagt nichts zu tun. Mit 19 Jahren habe ich Jesus wirklich kennengelernt und verstanden, dass ich jeden Tag mit ihm leben kann.
Wann und wie hat dich der Glauben so gepackt, dass du ihn in deinen Alltag integriert und später zu deinem Beruf gemacht hast?
Mich hat begeistert, dass es eine Freundschaft zu Gott ist. Dass es nicht um Regeln und Prinzipien geht und nicht erst nach meinem Tod eine Relevanz für mich hat. Ich hab damals erkannt, dass Gott nicht weit weg ist und ich mit ihm durch jeden Tag gehen kann. Und in dieser Beziehung zu ihm habe ich Bestimmung, Identität, Stärke, Freude und soviel mehr gefunden. Und seitdem hab ich so viel gelernt in allen Höhen und Tiefen, durch die er mich begleitet hat. Und das ist für jeden möglich – man muss nicht unbedingt Pastor werden. Ich wollte Leute erreichen, die vielleicht denken, dass der Glaube nichts für sie ist. Und wollte ihnen zeigen, dass man nicht perfekt sein muss, um mit Gott zu leben. Ich bin weit weg davon, perfekt zu sein!
Wird dir in dieser verrückten Zeit der Corona-Pandemie bewusst, ob und inwiefern du durch den Glauben eine besondere Kraft, innere Ruhe und eine positive Haltung hast?
Ich hab genauso meine Ups und Downs wie andere wahrscheinlich auch. Und diese Zeit ist definitiv krass. Ich hab viele Freunde, die gerade Angst um ihre Jobs oder Familie haben. Und ich kenne diese Ängste auch. Mir wird extrem bewusst, wie dankbar ich für Gott bin, ja. Wie gesagt, es heißt nicht, dass alles dadurch einfach ist. Aber ich habe durch Gott Zugang zu einem anderen Frieden, einer anderen Hoffnung, zu neuem Mut. Ich muss deshalb meine Kämpfe nicht alleine kämpfen. Das könnte ich auch gar nicht. Er ist da, um uns zu geben, was wir gerade in schwierigen Zeiten brauchen. Und dann können wir wieder andere ermutigen.
Was ist Hillsong?
Eine Kirche, die an Jesus glaubt und Gott und die Menschen liebt. Ein Satz, den du immer wieder bei uns hören wirst, ist: „Komm so, wie du bist“. Wie gesagt, um zu Gott zu kommen, musst du nicht perfekt sein. Und ich kenne zu viele Leute, die denken, dass sie aufgrund ihrer Vergangenheit oder ihrer Persönlichkeit nicht in die Kirche gehen dürfen. Doch genau für diese Menschen ist unsere Kirche da. Ein Platz, zu dem jeder kommen kann, wie er ist und mehr von dem hören kann, wer Jesus ist. Und das auf eine Art und Weise, die jeder versteht.
Normalerweise sind eure Messen sonntags gut besucht; wie ist das nun in Zeiten von Covid-19?
Wir vermissen es natürlich extrem, uns jeden Sonntag zu treffen. Aber wir haben sofort eine Möglichkeit gesucht, um weiterzumachen. Gerade jetzt ist es so wichtig, nicht alleine zu sein und uns mit neuer Hoffnung und neuem Glauben zu füllen. Wir haben jeden Sonntag Online-Gottesdienste und unter der Woche tauschen wir uns in kleineren Gruppen über Video-Chats aus.
Merkt ihr besonders in dieser herausfordernden Zeit einen Zuwachs von Leuten, die eure Messe besuchen – wenn auch online – und sich dem Glauben zuwenden?
Ja, auf jeden Fall. Wir schicken den Link der Gottesdienste immer an Freunde, Nachbarn, und Verwandte und wir haben schon so viel Feedback erhalten. Leute, die noch nie oder schon lange nicht mehr in der Kirche waren, schauen sich den Gottesdienst auf ihrem Handy an und werden ermutigt und gestärkt.
Wie hilft der Glaube deiner Meinung nach besonders in schwierigen und herausfordernden Zeiten?
Er ist ein festes Fundament. Niemand hätte sich vorstellen können, was dieses Jahr passiert und was sich daraufhin alles ändert. Aber es ändert sich nichts an Gottes Versprechen für uns. Seine Zusagen haben sich keinen Millimeter bewegt. Gott liebt uns und ist näher, als man denkt. Und das gibt Halt. Diese Krise ist einzigartig. Aber die Geschichte der Menschheit hatte schon viele einzigartige Krisen. Was konstant und unerschütterlich ist, sind Gottes Versprechen und seine Treue.
Welches Gleichnis passt deiner Meinung nach perfekt in diese Zeit?
Wow, gute Frage. Jesus sagte einmal, dass unser Leben wie ein Haus ist, aber dass jeder selbst entscheidet, worauf er dieses Haus baut. Manche bauen auf seine Worte und Versprechen. Er sagt, dann ist das Haus wie auf Fels gebaut. Und andere bauen auf Sand, weil sie ohne Gott bauen. Jesus spricht davon, dass dein Haus fest steht, wenn du es auf Fels gebaut hast. Und egal, welche Stürme toben und Wasserfluten kommen, dein Haus steht fest.
Welcher Bibelvers passt deiner Meinung nach perfekt in diese Zeit?
Eine meiner Lieblingsstellen ist Psalm 23: „Er stärkt und erfrischt meine Seele. Er führt mich auf rechten Wegen und verbürgt sich dafür mit seinem Namen. Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, wo Todesschatten mich umgeben, fürchte ich mich vor keinem Unglück, denn du, ‚Herr’, bist bei mir! Dein Stock und dein Hirtenstab geben mir Trost.“