Donny van de Beek ist durch und durch ein Familienmensch. Die Bindung zu seinen Freunden und seinem Geburtsort Nijkerker-veen (bei Amersfoort) ließ er sich sogar in Form eines Tattoos auf der Wade verewigen. Als kleiner Junge war er mit seinem Vater in der ArenA, um Ajax anzufeuern. Inzwischen ist Donny erwachsen und der Papa schaut voller Stolz zu, wie sein Sohn – jetzt noch bei Ajax – sich seine Sporen verdient. Es rührt ihn sehr, aber dass sein Sohn in naher Zu-kunft bei einem anderen Verein seinem Spitz-namen „Maradonny“ alle Ehre machen wird, ist gewiss.
Du bist bei Ajax erwachsen geworden. Wie warst du als kleiner Junge, als du in Nijkerkerveen aufgewachsen bist?
Ich hatte eine supertolle Kindheit mit lieben Eltern, ei-nem netten kleinen Bruder (Rody) und vielen Freunden. Das bedeutet mir sehr viel und wir haben auch noch immer einen sehr guten Draht zueinander. Deshalb wohne ich auch noch in Nijkerkerveen und habe vor Kurzem ein Haus direkt hinter dem meiner Eltern gekauft. Mein Freundeskreis ist so ziemlich derselbe wie vorher. Wir haben ein Haus an einem großen Gewässer, an dem wir regelmäßig zusammen angeln gehen. Alles in Nijkerker veen fühlt sich sehr vertraut und entspannt an und dafür bin ich sehr dankbar.
Bedeutet die Tätowierung „Blessed“ auf deiner Wade auch etwas in die Richtung?
Ja, klar. Dieses Tattoo habe ich mit zwei Freunden stechen lassen, in dem Verständnis, dass wir „gesegnet“ sind, aus Nijkerkerveen zu stammen. Aber ehrlich gesagt, ich bin nicht wirklich der Typ für Tattoos; dieses ist wahrschein-lich das erste und letzte, das ich habe stechen lassen.
Es gibt Transfergerüchte. Vermutlich wirst du bald ins Ausland umziehen. Wie findest du es, dass du dei-nen Geburtsort verlassen musst?
Das gehört natürlich dazu und ich freue mich, wenn ich die Chance bekomme, in einem tollen Verein im Aus-land zu spielen. Aber natürlich wird es Zeiten geben, in denen ich meine Familie und Freunde vermisse. Ich werde daher auch so oft ich kann wieder nach Hause kommen. Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich im Ausland zurechtkommen werde.
Wie gehst du mit diesen ständigen abrupten Veränderungen um?
ch bin nicht jemand, der weit nach vorne blickt – und ich denke, diese Einstellung ist für Fußballspieler auch wichtig. Entscheidungen von Spiel zu Spiel zu treffen und immer 100 % zu geben, darauf konzentriere ich mich. Man kann nie denken: ‚Heute lasse ich es ruhig angehen‘, weil man keinen Punkt liegenlassen darf. Ich hoffe, jedes Jahr Champion zu werden und es weit zu bringen in Europa. Und erst wenn das eine Spiel vorbei ist, mache ich mich ans nächste.
Dein Vater ist ein glühender Ajax-Fan. Was hält er davon, dass du für „seinen“ Verein spielst?
Das findet er natürlich klasse. Als ich etwa sieben Jah-re alt war, ging ich schon mit ihm ins Stadion, um ge-meinsam mit ihm Ajax anzufeuern. Damals spielte ich noch bei den Amateuren (Veensche Boys, Anm. d. Red.). Dann gab es auf einmal Profivereine, die sich für mich in teressierten. Bei Ajax durfte ich mit vierzig anderen Jungs nur ein Testmatch spielen, während ich bei den meisten anderen Vereinen schon richtig im Team mit-spielen durfte. Letzteres gefiel mir viel besser, sodass ich schon schnell bei einem dieser Vereine zusagen wollte. Da hat sich mein Vater aber kurzerhand eingemischt. Er riet mir, erst einmal die Reaktion von Ajax abzuwarten. Am Ende bin ich wirklich froh, dass ich das gemacht habe, denn ich habe hier eine tolle Zeit verbracht. Und habe noch immer viel Spaß.
Was war dein Traumverein als kleiner Junge?
Eigentlich war das schon immer Ajax – und ich bin dank-bar, dass ich diesen Traum habe wahr machen können. Es gibt noch viele weitere tolle Vereine, aber es gibt nicht wirklich einen anderen Traumverein für mich.
Mit welchem Spieler würdest du eines Tages am liebsten einmal auf dem Feld stehen?
Als ich jung war und noch auf der Tribüne saß, waren Wesley Sneijder und Klaas-Jan Huntelaar meine großen Helden. Ich bin wirklich froh, dass ich endlich mit beiden habe spielen dürfen. Klaas-Jan ist inzwischen ein guter Freund von mir geworden; wir machen auch abseits des Spielfeldes viel zusammen. Darüber hinaus habe ich in der letzten Saison auch gegen viele Spitzenspieler wie Cristiano Ronaldo gespielt. Ich finde es weiterhin ein-fach nur toll, solche Spieler kennenzulernen.
Und jetzt bist du selbst eine Berühmtheit. Was findest du daran am nervigsten?
Ich musste mich schon daran gewöhnen, dass ich mir jetzt immer genau überlegen muss, was ich sage und tue, denn Dinge können sehr stark ins Rampenlicht gestellt werden. Plötzlich muss man das immer berücksichtigen. Aber natürlich bekomme ich auch viele positive Reaktionen von den Fans und das ist wirklich sehr schön.
Du bist außerdem Mitglied der niederländischen Na-tionalmannschaft. Von welchem Team lässt du dich am meisten inspirieren?
Von beiden, von jedem auf seine Weise. In meinem Ver-ein arbeite ich jeden Tag mit den gleichen Jungs, sodass wir uns richtig gut kennen. Die Spieler der niederlän-dischen Nationalmannschaft sehe ich nur ein paar Mal für einen kurzen Zeitraum im Jahr. Dadurch haben wir weniger Zeit, um eine gute Beziehung zueinander aufzu-bauen. Aber da wir alle in verschiedenen Vereinen spie-len, ist es schon sehr schön, Geschichten und Erfahrun-gen miteinander auszutauschen. Daraus lernt man dann auch wieder etwas.
Was war das emotionalste Spiel in deiner bisherigen Karriere?
Das Spiel, das mich am meisten berührt hat, war das ers-te Heimspiel nach dem tragischen Unfall von meinem Freund Abdelhak Nouri. Ich habe damals mein erstes Tor nach diesem schrecklichen Ereignis geschossen und das hat viele Emotionen geweckt. Es ist inzwischen schon wieder drei Jahre her, aber das wird mir immer in Erin-nerung bleiben.
Was deine Karriere angeht, scheint alles gut zu laufen. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre das?
Dann würde ich mir wünschen, dass es meiner Familie und meinen Freunden weiterhin gut geht, sie gesund blei-ben und dass ich eines Tages eine eigene Familie gründen werde. Freunde und Familie werden für mich immer die Nummer eins bleiben, meine Fußballkarriere kommt an zweiter Stelle.