Motorsportfans haben Benzin im Blut? Die Formel E räumt mit diesem klimaschädlichen Klischee auf. Die internationale Rennserie wird seit 2014 vom Automobilweltverband FIA ausgerichtet. Es nehmen ausschließlich elektrisch angetriebene Formelfahrzeuge teil. Die teilnehmenden Teams mit insgesamt 24 Fahrern – einige davon ehemalige Formel-1-Piloten – beweisen, dass auch Strom Adrenalin durch die Adern pumpen kann. Wir haben mit Jennifer Becks, sie begleitet die Formel E schon seit der zweiten Saison, und Marco Parroni gesprochen. Er arbeitet als Head of Global Brand Programs, Partnerships & Sponsoring bei einem der Hauptsponsoren der Formel E: der Schweizer Privatbank Julius Bär.
Frau Becks, Sie moderieren ab der kommenden Saison die Formel E. Was macht die Rennserie aus Ihrer Perspektive so spannend?
Becks: Natürlich zuerst einmal die Rennen selber! In den letzten Jahren gab es während der ersten sieben, acht Rennen jeweils einen anderen Sieger. Das zeigt, dass die Autos und Fahrer auf einem konkurrenzfähigen Level sind und der Fahrer das Rennergebnis mitentscheidet – nicht wie bei anderen Serien, wo manche Teams allein aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten haushoch überlegen sind und der Weltmeister schon vor der Saison mehr oder weniger feststeht. Hinzu kommt, dass die Formel E zu den Fans kommt statt umgekehrt: Die Rennen werden in den Stadtzentren der Metropolen dieser Welt ausgetragen, wo Themen wie Elektromobilität und nachhaltiges Denken von großem Nutzen sind und die Serie diese nach wie vor noch eher kleine Nische in ein cooles Licht rücken kann.
Für den FIA ist die Formel E ein Prestigeprojekt, das zudem Bewusstsein für das Potenzial von E‑Autos schafft. Was glauben Sie, warum gibt es immer noch starke Vorbehalte gegenüber E‑Mobilität?
Becks: Die Rennserie betreffend bemängeln viele traditionelle Motorsportfans den fehlenden Sound, manchen sind auch die Wagen nicht schnell genug. Allerdings möchte die Formel E auch gar keine eingefleischten Motorsportfans bekehren, sondern vielmehr neue Fans generieren und Menschen für diese neue Form des Motorsports und für die E‑Mobilität begeistern. Die Rennen der Formel E werden in Stadtzentren und nicht auf Rennstrecken ausgetragen – vergleichbar mit der Formel 1 in Monaco, dort können die Formel-1-Autos auch nicht ihr volles Geschwindigkeitspotenzial ausschöpfen. Dennoch ist das Rennen das Highlight der Saison! Allgemeine Vorbehalte gegen E‑Mobilität im Straßenverkehr sind aktuell in vielen Ländern leider noch nachvollziehbar: zu geringe Reichweite der Wagen, zu wenige Ladestationen, ein zu langwieriger Ladeprozess. Für Städter*innen eignet sich ein solcher Wagen schon heute und kann gut in den Alltag integriert werden. Aber für jemanden, der häufiger weite Strecken zurücklegen muss, ist die Technologie im Straßenverkehr leider noch nicht ausgereift genug. Daran wird sich hoffentlich zügig etwas ändern. Prestigemarken wie Porsche oder Jaguar präsentieren mittlerweile auch richtig schicke E‑Sportwagen oder E‑SUVs…
…das ganze Interview mit Jennifer Becks & Marco Parroni gibt es in unserer neuen Life After Football Ausgabe, erhältlich hier in unserem Online Shop.