Fußballer sind schon lange nicht mehr lediglich Spieler auf dem Platz. Sie fungieren seit den letzten Jahren auch als Markenbotschafter und Designer, in allen erdenklichen Branchen.
Im März 1973 lief Eintracht Braunschweig als erstes Team der 1. Bundesliga mit Trikotwerbung auf. Auf der Brust der “Löwen” war der Jägermeister-Hirsch zu sehen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sträubte sich in den Monaten zuvor, den Verein mit dem Logo spielen zu lassen, gab aber schlussendlich nach. Heute sind die Gelder und Allianzen aus Trikotwerbung nicht mehr wegzudenken. Nur die Sponsoren haben sich geändert. Heute gibt es eine große Bandbreite an Regeln diesbezüglich, hochprozentige Getränke und Zigaretten sind raus. Wem das Logo auf den Trikots nicht reicht, wird sogar Ausstatter, so wie zum Beispiel ETRO für AC Milan.
Mit wem sich die Fußballer privat, außerhalb des Vereins, zusammentun bleibt ihnen weitestgehend selbst überlassen. Und so fungieren einzelne Athleten als Markenbotschafter und Sprachrohr für etliche Firmen. Cristiano Ronaldo verdient sich mit seiner Marke CR7 Millionen dazu. Und David Beckham ist laut Vogue mit seinem Athleisure-Stil eine “Legende der Männermode”. Und Marcus Rashford kollaboriert mit Modegigant Nike.
Modevorbilder
Der Trend kam auch selbstverständlich in Deutschland an. Einer der Vorreiter dafür ist einer unserer aktuellen Coverstars Mario Gómez. Der Ex-Profifußballer arbeitet seit Jahren eng mit Hugo Boss zusammen. Am wichtigsten ist, dass man sich mit der Marke identifizieren kann. Und das trifft auf jeden Fall zu, so der 35-Jährige:
“Die Marke ist schwäbisch und international, ich bin Schwabe mit internationalen spanischen Wurzeln.”
Doch sieht sich der dreifache Vater selbst als Stilvorbild?
“Jein. Es gibt für mich persönlich im Fußball nur einen Einzigen, der in dieser Beziehung wirklich ein Standing hat und ein Vorbild sein könnte: David Beckham.”
Als Grund für die Zurückhaltung nennt Gómez, dass er “eigentlich nur Dunkelblau, Grau und Schwarz” trägt. Denn “die Kleidung ist für mich auch ein Mittel, um mich zurückzunehmen.”
Auch für Bayern-Star David Alba gilt Mode als “Ausdruck der eigenen Identität und auch eine Sprache.” Und eben über diese Sprache können wir uns unseren Idolen nähern. Wenn wir nicht wie sie spielen oder gar sein können, dann tragen wir zumindest das Gleiche. Auf diesem Prinzip basiert unter andere der Trikotverkauf in allen Sportarten. So ist man dem eigenen Vorbild jedoch nur als Sportler nah. Wenn wir über die deutsche Nationalelf und neue Auswärtstrikots sprechen, dann passt das perfekt. Aber was ist wenn uns die Spieler als Menschen fast mehr imponieren?
Markenbotschafter und Anteilseigner
Außerdem tragen auch Leistungssportler nicht 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr nur Sportbekleidung. Im Alltag heben sich die Athleten mit ihren jeweiligen Interessen und Styles voneinander ab. Auf dem Platz fällt Tiemoué Bakayoko oft dank seinen ausgefallenen Haarfarben auf. Das reicht ihm jedoch nicht:
“Außerhalb des Jobs möchte ich aber als Individuum wahrgenommen werden, meine ungefilterte Persönlichkeit zeigen und ausleben. Die Mode ist ein ideales Medium, um das auszudrücken.”
Der gebürtige Pariser hatte “schon immer einen Crush für Klamotten.” Und diese Liebe zur Mode hat ihn dazu beflügelt beim Label Études Studio als Anteilseigner einzusteigen. Dieser Schritt kommt nicht von ungefähr und auch Bakayoko ist bewusst, wer genau den Weg für Fußballer als Markenbotschafter geebnet hat.
“Es mag vielleicht nicht gerade originell klingen, aber David Beckham war mit Sicherheit ein Vorreiter und ist bis heute ein Vorbild – für mich und für viele andere Profisportler. Wie er die Mode sinnbildlich in den Fußball gebracht und dort verankert hat, bleibt einmalig.”
Vorbilder in Ethikfragen
Nico Schulz ist seit 2020 Ambassador des dänischen Modelabels Shaping New Tomorrow. Eine perfekte Collaboration erklärt der BVB-Spieler. Denn zum einen seien ihre Anzüge “total bequem,” und
“die Philosophie der Marke und die Kollektion sind wie für mich gemacht – schlicht und modern.”
Das allein macht die Zusammenarbeit jedoch nicht für Schulz aus. Zu einer modernen Marke gehört auch ein Blick auf die Umwelt.
In Bezug auf Mode finde ich das Thema Nachhaltigkeit spannend, weil man meinen könnte, recycelte Kleidung würde ökologisch und nicht modisch aussehen, aber genau das stimmt nicht. Das zeigt Shaping New Tomorrow. Und auch durch meinen Ausrüster Adidas weiß ich, was auf diesem Gebiet möglich ist und dass der Look nicht darunter leiden muss. Adidas hat zum Beispiel eine Kollektion aus recyceltem Plastikmüll, der an Stränden gesammelt wurde.
Manchmal gehen die Interessen der Markenbotschafter über die Mode hinaus. Mitchell-Elijah Weiser nennt auf seinem Instagram-Account den Dokumentarfilm Dominion Movement. Es ist
“eine australische Dokumentation über Schlachthäuser und Pelzproduktion. Allerdings habe ich sie noch nicht zu Ende geschaut. Ich kann es einfach nicht. Ich musste ausschalten, weil es so schlimm war.
Heute isst der 25-Jährige vegan und will Vorurteile bekämpfen.
Trophäensammler — Die andere Seite der Medaille
Markenbotschafter gibt es außerdem auch bei Schmuck- und Uhrenherstellern. Rolex ist für sein Sponsoring von Fußball‑, Tennis- und Goldturnieren weltbekannt. Denn auch für die Unternehmen ist die Zusammenarbeit mit bekannten Gesichtern lukrativ. Ex-Profi Dustin Huisman erfindet sich als Gründer von Trophy by GASSAN neu.
Im Sport geht es immer um Trophäen – nicht nur beim Fußball. Aber auch wenn man seinen ersten Vertrag unterschreibt oder sein erstes Kind bekommt, kauft man sich selbst eine Trophäe, die diesen Moment festhält – um sie anderen zu zeigen oder um sich selbst daran zu erinnern.
Diese Trophäen in Form von eigens angefertigten Schmuck auf Bestellung verkörpern Erinnerungen. Diese Botschaft können Fußballer sehr gut überbringen.
Die größten Zielgruppen sind natürlich Fußballspieler*innen, aber auch Musiker*innen. Wir arbeiten mit einigen Ambassadors zusammen. Einer davon ist Ryan Gravenberch, ein sehr junger Spieler von Ajax Amsterdam.
Auch mit Justin Kluivert kollaboriert Trophy by GASSAN. Doch während unseres Interviews trägt 36-jährige Familienvater Huisman unter anderen ein blaues Plastikarmband. „Ich mache dir jetzt auch eine Trophäe, du musst sie eine Woche lang tragen,“ hat seine siebenjährige Tochter stolz verkündet. Und er hat es ihr fest versprochen. Denn für ihre Kinder sind Fußballer eben nicht nur Markenbotschafter und Stilikonen, sondern einfach Papa.