Die Ligen liegen brach, alle internationalen Turniere wurden abgesagt. Aktuell stehen die Stadien weltweit entweder leer oder wurden im Zuge der Coronavirus-Pandemie für die medizinische Versorgung umfunktioniert. Auch wenn es im Moment noch nicht absehbar ist, wann der Ball erneut rollen wird: Irgendwann ist hoffentlich wieder Anpfiff – und der könnte für einige Vereine sogar in neugebauten oder ‑benannten Stadien stattfinden.
Das Stadion der Eintracht Frankfurt heißt ab diesem Sommer nicht mehr “Commerzbank-Arena” sondern „Deutsche Bank Park“. Die Deutsche Bank löst die Commerzbank jedoch nicht nur als Namensgeber ab, sondern will in diesem Zuge auch ihre Sponsoringsaktivitäten beim Bundesliga-Klub ausbauen. Der Vertrag läuft über sieben Jahre bis zum 30. Juni 2027 mit Option auf Verlängerung – über den monetären Umfang haben die beiden Partner jedoch Stillschweigen vereinbart. Laut BILD könnte die Eintracht in den kommenden sieben Jahren bis zu 38 Millionen Euro kassieren. Zum Vergleich: Die Commerzbank soll dem Erstligisten jährlich über 3 Millionen Euro für die Rechte gezahlt haben. Ein Top-Deal also für den Verein, der jedoch nicht nur monetär von der neuen Partnerschaft profitieren soll. Gemeinsam will man neue digitale Geschäftsmodelle erschließen, die weit über das klassische Stadionerlebnis hinausgehen sollen. Apropos Stadionerlebnis: Auch die Kapazitäten der ehemaligen Arena sollen aufgestockt werden – von 51.500 auf rund 60.000 Besucher. Aktuell bleiben die Ränge jedoch hier wie da leer.
Dabei stehen gerade einige große Bauvorhaben in den Startlöchern. Real Madrid plant eine Umgestaltung des ikonischen Santiago Bernabeau Stadions – das deutsche Architekturbüro GMP Architeken will in Zusammenarbeit mit den lokal-ansässigen L35 Architects und dem in Barcelona basierten Büro Ribas & Ribas dem Bau einen konkaven Titanmantel verpassen. Die Außenhülle soll tagsüber auf das sich verändernde Sonnenlicht reagieren und nachts mit LED-Lichter bespielt werden. Eine amorphe Struktur wird als Fläche für großflächige Medienprojektionen dienen. Der Innenteil des neuen Daches soll lichtdurchlässig sein, so dass das natürliche Licht auf die Spielfläche fallen kann. 525 Millionen Euro sollen in das aufwendige Redesign gesteckt werden – und das Stadion demnächst auch ein Shoppingcenter, ein Hotel mit partiellen Spielfeldblick und eine großzügige Tiefgarage beherbergen.
Gegen das Madrider Bauprojekt muten die Pläne des FC Barcelona noch beinahe bescheiden an. Der schon 2016 beschlossene und für 2022 zur Fertigstellung terminierte Umbau des Camp Nuo mit einer Erweiterung der Kapazitäten auf 105.000 Plätze – um „seine Herrschaft als größtes Stadion Europas zu halten“ (so die Vereinswebsite) – ist mit „nur“ 400 Millionen Euro budgetiert. Ob diese Summe aktuell bereitstellbar ist, scheint mehr als fraglich – schließlich hatte der Verein jüngst angekündigt, aufgrund der Corona-Krise die Zahlungen an alle Profis, aber auch Angestellten des Klubs um bis zu 70 Prozent zu kürzen, nachdem sich die Spieler nicht zu einem freiwilligen Verzicht bereit gezeigt hatten.
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Auch die Mailänder Clubs sollen nach Quarantäne-Zeiten eine neue Heimat beziehen: Ein Neubau soll das in die Jahre gekommene Giuseppe Meazza ersetzen. Die Kosten hierfür belaufen sich je nach Quelle auf 750 Millionen bis 1,23 Milliarden Euro. Einen Entwurf stellten die Architekturbüros MANICA und Populous im September 2019 vor. Demnach soll der Neubau von einer Glasfassade umschlossen sein und rund 30 Höhenmeter messen. Der besondere Clou: Das Stadion soll das nachhaltigste Europas werden. Hierbei soll neben einer natürlichen Luftzirkulation auch das Sammeln von Regenwasser und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach helfen. Das Stadion soll emissionsfrei sein und auch das Umfeld nachhaltig gestaltet. Ein richtiger und wichtiger Schritt in Richtung Zukunft, auch wenn aktuell unklar ist, wie diese aussehen wird – schließlich stammen alle Konzepte aus Zeiten vor der Covid-19-Krise. Es ist durchaus denkbar, dass sich durch die Pandemie nicht nur unser Blick auf die Welt, sondern auch auf das Spielfeld verändern wird. Ob Kreisliga-Derby oder internationales Topturnier, wir werden Sportveranstaltungen jeder Art künftig anders wahrnehmen.