Der Fotograf und Director Luca Homolka rückt die Fußballwelt in ein neues Licht: Vor seiner Kamera stehen Größen wie Cristiano Ronaldo, Kai Havertz, Thilo Kehrer und Leroy Sané. Wir drehen den Spieß nun um und stellen Luca Homolka in den Fokus. Im Interview sprechen wir über Fotos, an denen man nicht vorbeiscrollen kann und klären, warum Héctor Bellérin seine Sicht auf den Stereotypen Fußballer verändert hat.
Magst du dich einmal kurz selbst vorstellen?
Ich bin 22 Jahre alt und habe in den letzten gut fünf Jahren mit allen möglichen Fußballprofis, von Cristiano Ronaldo bis Gigi Buffon, gearbeitet – ursprünglich als Moderator, jetzt als Fotograf und Director.
Wie kam es dazu, dass Fußball so eine große Rolle in deiner Arbeit spielt?
Zuerst einmal bin ich wirklich sehr glücklich darüber, dass das der Fall ist. Um ehrlich zu sein vergesse ich ab und zu, dieses Privileg wirklich wertzuschätzen — Arbeit bleibt manchmal eben Arbeit, auch wenn sie aus einem Hobby entstanden ist. Mit 15 habe ich angefangen, auf YouTube Videos hochzuladen, wie ich Fußbälle auf und im Optimalfall ins Tor geschossen habe. Das lief so gut, dass ich kurz darauf Mitglied des YouTube Kanals Freekickerz wurde, Konzi, der Gründer von Freekickerz, und ich wohnten damals nur ca. 30 Minuten voneinander entfernt. Und auf einer Plattform mit solch einer Reichweite ergeben sich über kurz oder lang Möglichkeiten; für den Kanal im Kollektiv, aber auch für Einzelpersonen. Für mich ergab sich die Möglichkeit für ein Engagement in Kopenhagen bei Unisport, dem Sportartikel-Store mit der weltweit wohl größten Internetpräsenz. Dort habe ich vor der Kamera moderiert und hinter der Kamera die Möglichkeit bekommen, meine ersten kleinen Fotoshootings zu machen. Darüber habe ich bei den Brands die richtigen Menschen kennengelernt, die Vertrauen in meine Kreativität – egal ob vor oder hinter der Kamera – hatten und immer noch haben. Der Schritt, an die ersten kleineren Fotojobs zu kommen, nachdem ich wieder zurück in Deutschland war, ging dann relativ fix.
Wie ist deine persönliche Verbindung zum Fußball?
Bis ich 15 war, habe ich bei der SG Sonnenhof Großaspach, also einem Drittligaverein, gezockt, bis mich dann eine Rückenverletzung – mittlerweile wirklich zum Glück – davon abgehalten hat, meine Fußballkarriere weiterzuverfolgen. Das hat mich zu YouTube gebracht.
Fußballer werden oft als oberflächliche, vielleicht sogar prollige und einfache Stereotypen dargestellt und wahrgenommen. Du hast definitiv eine andere Perspektive. Wie könnte man deine visuelle Herangehensweise in Worten beschreiben?
Ich erinnere mich immer noch sehr gerne an mein erstes Interview mit einem Profi: Das war bei Arsenal mit Héctor Bellerín. Davor dachte ich ehrlich gesagt ähnlich über Profis und hatte Bedenken, dass es eventuell schwierig werden könnte, eine „normale“ Konversation zu führen. Mit Héctor war es das absolute Gegenteil. Das Interview lief top und wir sind danach superentspannt etwas essen gegangen. Seitdem sehe ich das alles ein wenig anders; bei Presseterminen oder Brand-Shootings werden von den Spielern oft dieselben Posen verlangt oder dieselben Fragen gefragt, wenn sie dann immer dieselbe Antwort geben, wirkt das natürlich ein wenig oberflächlich. Sie freuen sich dementsprechend, wenn jemand mal etwas anderes versucht, z. B. eine verrückte Analogkamera auspackt. Diese dadurch ausgelöste Freude, beziehungsweise das beidseitige Interesse, ein paar coole Bilder hinzubekommen, versuche ich einzufangen.
Was möchtest du mit deiner Arbeit ausdrücken?
Gerade im Sportbusiness wird ein Foto häufig nur noch als Marketingtool benutzt, um Produkte zu verkaufen. Häufig ist das Bild selbst nicht einmal mehr ausschlaggebend, sondern nur, welcher Profi das Produkt in die Kamera hält und wo er es postet; wie ein Influencer quasi. Der künstlerische Anspruch an ein Foto geht dabei komplett verloren. Für mich war Fotografie schon immer Kunst, und Kunst sollte man definitiv nicht an Verkaufszahlen messen. Das möchte ich transportieren und andere Leute dazu inspirieren und animieren, nicht Teil dieser einheitlichen Content-Walze zu werden.
In heutigen Zeiten von Social Media, in denen unzählige Fotos mit dem Smartphone gemacht werden, sind Fotos ein schnell konsumiertes Gut, an dem man einfach vorbeiscrollt und das man kaum noch zu schätzen weiß. Was macht deiner Meinung nach ein gutes Foto aus, an dem man nicht vorbeiscrollt und das zum Anschauen anregt?
Beim Scrollen bin ich immer auf der Suche nach neu zusammengefügten und miteinander interagierenden Elementen, egal ob Location, Mimik des Models, Komposition, Licht, dadurch transportiertes Gefühl oder was auch immer. Wenn ein Foto einige dieser Punkte unerwartet zu etwas Neuem, Raffiniertem kombiniert, dann höre ich auf zu scrollen. Je weiter sich das Foto von der Konvention entfernt, desto interessanter finde ich es häufig.
Wie macht man ein solches Foto?
Schwer zu sagen. Ich fotografiere nicht mit der Intention, dass meine Fotos auf Social Media gut ankommen. Natürlich sind viele Likes eine Bestätigung, aber für mich ist und war es schon immer am wichtigsten, dass ich mit dem Prozess des Fotos zufrieden bin. Wenn das der Fall ist, dann poste ich das Foto – die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute das Bild mögen, die dir aufgrund deines Stils folgen, ist dann sehr hoch. Intention beziehungsweise Bauchgefühl, sind die Dinge, auf die ich in der Fotografie mittlerweile immer höre. Das ist so wichtig! Für mich war das ein langer Prozess, aber ich habe irgendwann ein Muster erkannt, wie ich mir beim Bearbeiten von Fotos gewünscht habe, ich hätte hier und da eventuell die vorher gesteckten Guidelines stärker durchbrochen und auf mein Bauchgefühl gehört.
Im Zuge von Covid-19 machen wir uns alle Gedanken darüber, wie wir unsere Arbeit noch digitaler gestalten können. Wie ist deine Antwort auf diese Herausforderung als Fotograf und Director?
Um ehrlich zu sein hatte ich noch gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken. Ich habe momentan drei Filme in der Postproduktion, diese abzuschließen hat gerade absolute Priorität. Ich denke allerdings, die Fotografie ist für eine solche Zeit schon „digital“ genug. Der Großteil nutzt Instagram als Portfolio, die Zeit kann man natürlich super nutzen, um Leute auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen – und davon zu überzeugen, zusammen Projekte umzusetzen, sobald es wieder möglich ist.