2005 entwickelten der ehemalige Fußballprofi Regi Blinker und der Unternehmer Soufian Asafiati die Idee zu Life After Football. Bereits ein Jahr später erschien die erste Ausgabe und die Website ging live – und zwar mit sehr viel mehr Trubel und Erfolg als erwartet. Zur Launch-Veranstaltung reisten statt der erwarteten 200 über 600 Gäste an. Außerdem kamen etliche Medienvertreter aus Print und TV, um über das Event, die neue Plattform und das neue Magazin zu berichten. Alle waren neugierig auf das, was der ehemalige niederländische Profifußballer Regi Blinker nach seiner Fußballkarriere auf die Beine gestellt hatte. Während heutzutage Instagram viele Einblicke in die Welt außerhalb des Platzes liefert, war Life After Football damals das erste Magazin, das Fußballer aus einer anderen Perspektive darstellte. Wir haben mit den beiden Gründern und Chefredakteuren der ersten deutschen Ausgabe über die Anfänge des Magazins gesprochen. In Ausgabe 01 ist das komplette Interview zu lesen, hier präsentieren wir einen Auszug.
Vor 15 Jahren habt ihr euch über einen gemeinsamen Freund in einem Club in Rotterdam kennengelernt. Was war 2005 für eine Zeit für dich, Soufian?
Soufian Asafiati: Ich war gerade frisch aus Barcelona zurück und habe eine neue berufliche Herausforderung gesucht. Nachdem ich mein Marketing- und Kommunikations-Studium in Amsterdam abgebrochen habe, bin ich 2000 nach Barcelona gegangen. Damals haben viele Spieler aus den Niederlanden für den FC Barcelona gespielt, darunter auch Patrick Kluivert, der damals ähnlich gefeiert wurde wie heute Lionel Messi. Wir waren befreundet und ich fing an, für ihn zu arbeiten. Patrick hatte unter anderem ein Clubrestaurant und eine Agentur, die sich um all seine Unternehmungen, das Rechtliche und sein Marketing kümmerte. In seinem Club „Carpe Diem“, den es übrigens auch heute noch gibt, war ich für Sonderveranstaltungen wie beispielsweise die Ausrichtung von Mariah Careys Geburtstag verantwortlich. Außerdem habe ich Events mit Kooperationspartnern wie der Modemarke Custo ausgerichtet und mich in der Agentur um Markenkooperationen gekümmert.
Regi, was war 2005 bei dir los?
Regi Blinker: Ich habe 2003 meine Fußballkarriere beendet und bin ehrlich gesagt erst einmal in ein Loch gefallen. Ich war orientierungslos. Was machst du, wenn du plötzlich aufhörst, Fußball zu spielen? Shoppen, Essen gehen, ausgehen, Urlaub, kurz: Geld ausgeben. Ohne Perspektive. Ich habe nach etwas gesucht, das ich tun kann – aber erst einmal nichts gefunden.
Gab es während deiner aktiven Zeit Momente, in denen du an deine Zeit nach dem Fußball gedacht hast?
RB: Mit 30 habe ich das erste Mal darüber nachgedacht. Damals kam ich zurück in die Niederlande, nachdem ich in Schottland für Celtic Glasgow gespielt habe. Die meisten Clubs hielten mich für zu teuer und ich war drei Monate lang vereinslos. Das ist eine sehr schwierige Situation für einen Profifußballer. Du kennst nichts anderes außer trainieren und spielen, stehst ständig unter Druck und die Presse interessiert sich für dich. Und dann musst du dir plötzlich einen neuen Platz in der Gesellschaft suchen.
Wie hast du diesen Prozess gemanagt?
RB: Ich wusste, dass ich bei null starten muss. Ich wusste aber auch, dass mit viel Mühe und Einsatz etwas Gutes dabei herauskommen wird. In den ersten fünf bis zehn Jahren von Life After Football war ich sehr ins operative Alltagsgeschäft eingebunden. Nur so konnten Soufian und ich gemeinsam mit unserem Team die Basis für Life After Football schaffen und es zu dem machen, was es heute ist. Ich sage zu Spielern immer, dass sie keine Angst davor haben sollen, wieder bei null anzufangen. Es hat auch etwas Gutes. Für die meisten Spieler, die am Höhepunkt ihrer Karriere stehen, ist das allerdings ein Problem.
Woher hattet ihr die Skills, einfach so ein Printmagazin aus der Taufe zu heben?
SA: Unser gemeinsamer Freund, über den wir uns 2005 kennengelernt haben, ist Medien-Entrepreneur. Er hat uns in der Anfangszeit unterstützt. Wir durften einen Raum in seinem Büro nutzen, für das Layout auf sein Grafikdesign-Team zurückgreifen und für den Rest haben wir auf unser bestehendes Know-how und unser Netzwerk zurückgegriffen. Ich wusste, wie man Events organisiert und wir hatten beide Kontakte zu Leuten, die bei potenziellen Anzeigenkunden arbeiteten. Wir haben eine Liste mit Leuten gemacht und so die Anzeigenkunden für die erste Ausgabe akquiriert. Und wenn Regi seine Kontakte angerufen hat, konnte niemand Nein sagen.
RB: Auf meiner Liste standen alle Marken und Geschäfte, bei denen ich in den letzten 15 Jahren viel Geld ausgegeben hatte, beispielsweise Gassan. Dort habe ich meine Uhren gekauft – und Gassan ist seit der ersten Ausgabe treuer Partner von Life After Football. Wir haben alles so gemacht, wie es sich in dem Moment richtig angefühlt hat. Allerdings sind wir bei unseren ersten Kundenterminen völlig overdressed aufgekreuzt, mit großen Krawatten und Nadelstreifenanzügen. Ich glaube, wir wollten mit den Anzügen überspielen, dass wir in der Business- und Medienwelt neu waren und möglichst erfahren und seriös rüberkommen. Der Dresscode hat allerdings nur bis zum Launch der ersten Ausgabe angehalten. Seitdem tragen wir keine Anzüge mehr zu Terminen.





Gibt es einen Business-Tipp, der euch geprägt hat?
RB: Ich hatte immer ein Problem damit, Leute anzurufen, die ich nicht kenne. Dieser erste Anruf war mir äußerst unangenehm. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass die Person am anderen Ende der Leitung wusste, wer ich bin. In diesen Momenten habe ich mich immer daran erinnert, was unser gemeinsame Freund, der Medien-Entrepreneur, einmal zu mir sagte: „Zoom heraus, schau aus der Vogelperspektive auf die Niederlande, auf Europa, auf die Erde und das Universum – was bedeutet da schon dieser eine Anruf ?“ Das hat die Relation für mich wiederhergestellt und ich habe den Anruf erledigt.
Und für dich, Soufian?
SA: Ich erinnere mich an keinen speziellen Tipp, habe aber für mich realisiert, dass es um Ausdauer geht. Daran habe ich mich immer wieder erinnert. Alles ist ein Prozess, den man nicht beschleunigen kann. Man muss Ausdauer bewahren und darf den Glauben an sich selbst nicht verlieren. Für Fußballer habe ich noch den Tipp, die Zeit während der Karriere bereits zu nutzen, um über die Zukunft nachzudenken und vielleicht sogar schon den ersten Grundstein für etwas Neues zu legen. Das Leben nach dem Fußball kommt schneller als gedacht und in der Regel ist man dann erst in seinen 30ern. Es ist egal, dass man vielleicht finanziell ausgesorgt hat, das Leben besteht aus mehr als Geld.
Das komplette Interview ist in Ausgabe 01 zu lesen