Welche Rolle spielen Glaube und Aberglaube im Fußball?
Der Glaube ans Übersinnliche und der bodenständige Fußball gehören auf der ganzen Welt zusammen. Schließlich gibt es sogar einen eigenen Fußballgott. Oder nicht?
- Viele Amateur- und Profi-Spieler pflegen am Spieltag feste Rituale, um höhere Fußballmächte zu beeindrucken. So achtet etwa Bayern-Star David Alaba streng darauf, welcher Schnürsenkel in der Kabine zuerst gebunden wird. Eine Menge Kicker betreten stets mit demselben Fuß den Rasen. Die uralten Schienbeinschoner müssen immer mit dabei sein. Und wer würde freiwillig jene Treter aussortieren wollen, in denen die meisten Tore erzielt oder gewonnene Spiele absolviert wurden? Auch wenn schon ein kleines Loch drin ist … egal. Rätselhaft dagegen Andi Brehmes legendärer Ausspruch, wohlgemerkt nach einem misslungenen Spiel: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß …“ Soll das nicht üblicherweise Glück bringen?
- Ja, zwischen Himmel und Erde gibt es unerklärliche Dinge. Aber warum nicht zwischendurch auch mal nach Antworten suchen? Spieler und Mannschaften suchen ja auch immer mal wieder etwas. Zum Beispiel ihre Form, wenn eine Krise sie schwächt. Stadien sind hochmoderne Pilgerorte der Ersatzreligion Fußball. Sie versprechen Ergebnisse. In der Regel schon nach 90 Minuten. Natürlich muss man als Fan selbst was tun, damit die eigenen Stoßgebete in Erfüllung gehen. Zum Beispiel in der Kurve immer am Stammplatz stehen, Woche für Woche denselben Schal tragen, stets zur gleichen Uhrzeit eine Bratwurst essen … und so weiter. Covid-19 macht dies gerade kaum möglich. Unseren Aberglauben berührt der Virus jedoch nicht. Gegen Corona helfen nur wissenschaftliche Lösungen.
- Rituale während des Spiels – noch so eine Wissenschaft für sich. Bei der Seitenwahl fängt es an. Spielen wir zuerst auf unsere Kurve oder die des Gegners? Die Entscheidung hat sicher nicht nur pragmatische Gründe. Und im Verlauf der 90 Minuten muss man die Spieler nur bei der Ausübung der so genannten „Standards“ beobachten. Da haben einige Spezialisten feste Bewegungsabläufe und Marotten entwickelt, ohne die sie den Ball wohl gar nicht mehr treffen würden. Außerdem weiß jeder: Beim Elfer bringt es Glück, wenn sich ein Trainer oder Mitspieler an der Seitenlinie umdreht oder die Augen verschließt – das hilft sowohl dem Torwart als auch dem Schützen. Der Keeper ist nur dann im Vorteil, wenn er einen Talisman hinter sich ins Netz legt.
- Der Stoff, aus dem die Träume sind. Bestes Beispiel für magische Kleidungsstücke ist der legendäre „blaue Pullover“. In Köln pilgern Gläubige nicht nur zum Dom, sondern auch zum „Effzeh“. 1987/88 blieb der 1. FC Köln in der Bundesliga 14 Mal in Folge unbesiegt. Aber nicht nur wegen spielerischer Glanzleistungen unter Trainer Christoph Daum. Und auch nicht wegen dem berühmten Maskottchen Hennes. Es war der „blaue Pullover“ von Sportdirektor Udo Lattek, dessen Zauber erst im Duell mit Werder Bremen verflog. In Köln steht Latteks wochenlang ungewaschener Pulli bis heute für glorreiche Zeiten. Und genauso wenig, wie man sich erklären kann, auf welche Weise er damals wirkte, versteht man, warum der „Effzeh“ seither zum Fahrstuhlclub mutierte. Ach, Jottchen…
…den ganzen Beitrag gibt es in unserer neuen Life After Football Ausgabe, erhältlich hier in unserem Online Shop