Zum Vatertag wollen wir den Familienalltag von Fußballern besser kennenlernen. Wie bei so vielen sind auch ihre Väter oft ihr Vorbild, und das Papawerden verändert selbst das Leben von topbezahlten Fußballstars. Life After Football hat mehrere Fußballgesichter zu ihrem Familienleben interviewt und eines haben sie alle gemeinsam.
Dabei sind die Glückwünsche natürlich inoffiziell, da der Vatertag zumindest in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag ist. Hierzulande wird zu Christi Himmelfahrt gefeiert. In der Schweiz dürfen Väter sich zum ersten Sonntag im Juni (06.06.2021) hochleben lassen; die Österreicher eine Woche später (13.06.2021).
Taiwan hingegen dankt seinen Vätern zum 8. August, weil die Aussprache des Datums zeitgleich auch Papa bedeuten kann (bába). Während die religiös geprägten Italiener ihren Padres zum Namenstag des Ziehvaters Jesu, also dem Josefstag (19.03.), gratulieren. Anders als zum etablierteren und einheitlichen Muttertag spielt Alkohol fast überall eine zentrale Rolle in der Feierei, oder Herrentagspartie.
Entscheidungshilfe und Inspiration Papa
Aber egal wann oder wie man feiert, alle sind sich einig, dass vor allem seit dem letzten Jahrhundert Väter eine immer größere Rolle in der Erziehung und Fürsorge für ihre Kinder spielen. Und dafür soll allen mindestens an einem Tag im Jahr von tiefsten Herzen gedankt werden. Diese Verbindung spüren viele der Fußball-Profis tagtäglich ihren Vätern gegenüber, da sie der Grund für ihre Liebe zum Sport, ihre Disziplin, ihre Leistungsentfaltung oder Entscheidungshelfer sind.
So ist es auch bei unserem ersten Cover-Star David Alaba (hier unsere erste Ausgabe als kostenloses ePaper). Der Österreicher wollte eigentlich in die Premier League, aber nach einem Angebot vom FC Bayern München wollte er mit seinem Vater zusammen der bayerischen Hauptstadt eine Chance geben. “Mein Vater und ich haben entschieden, dass wir für einen Tag hinfliegen und uns das anschauen.” Vati um Rat zu bitten, hilft bekanntlich. Das gilt auch für Kleidungstipps. Alte Kleidungstrends kommen oftmals eine Generation später wieder in Mode. Daher, so Alaba “schaue ich auch ab und zu in den Kleiderschrank meines Vaters.”
Seit Dezember 2019 ist der Wiener selbst Vater, ob der Kleine ihm in ein paar Jahren auch die Klamotten stibitzt?
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Vererbte Fußballliebe
Mitchell-Elijah Weiser hat sich ebenfalls offensichtlich seinen Vater zum Vorbild genommen. Wie auch sein Vater startete er seine Profikarriere beim 1. FC Köln. Abgehoben ist Weiser jedoch nie:
“Für mich war das nicht normal, sondern total besonders, wenn ich mal mit in die Kabine durfte. Ich habe alle Mitspieler meines Vaters verehrt und war immer Fan von der Mannschaft; vor allem als er beim VfL Wolfsburg spielte.”
Trotzdem war Papa Weiser für seinen Jüngling “ein ganz normaler Vater”. Und, er “fand immer diejenigen cooler, die Tore gemacht oder vorbereitet haben.” Autch!
Dennoch prägen die Vorlieben der Eltern ihre Kinder. Donny van de Beek war schon als Kind mit seinem Vater in der ArenA, um Ajax anzufeuern. Als er sich in der Jugend für einen anderen Verein entscheiden wollte, weil er bei Ajax nur bei einem Testmatch zum Einsatz kam, grätschte sein Papa dazwischen.
“Da hat sich mein Vater aber kurzerhand eingemischt. Er riet mir, erst einmal die Reaktion von Ajax abzuwarten. Am Ende bin ich wirklich froh, dass ich das gemacht habe.”
Also doch Papa fragen!
Ausgleich und neuer Lebensmittelpunkt
Das Fußballer-Leben mit vollem Terminkalender von Trainings, Spielen, Pressekonferenzen und genereller ständigen Bereitschaft ist stressig. Eine Work-Life-Balance muss man sich hier hart erarbeiten. Wir fragten Nico Schulz welchen Ausgleich er zum Fußball hat, und die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen direkt ins Kreuzeck.
“Meine Kinder. Mit denen gibt es nur Liebe, gute Gedanken und Papa; es geht nicht um Fußball-Nico. Wenn ich mit den beiden ein paar Stunden hatte, fühlen sich mein Kopf und meine Seele direkt wieder viel besser an.”
Und diese Zeit nimmt sich der 28-jährige Dortmundspieler auch. Seine Playstation 5 verstaubt, sagt er denn “mit den Kindern habe ich gemerkt, wie besonders die Zeit ist und wie sehr man sie sich mit dem Playstation-Spielen wortwörtlich vertreibt.”
Diesen Wandel hat auch Marko Arnautovic erlebt. Aus dem, teilweise fabrizierten, Bad-Boy-Image wurde ein Vater mit Weitblick und einer neuen Einstellung. Wie kam das?
“Meine Einstellung. Inzwischen war unsere älteste Tochter Emilia geboren. Wir sind also zu dritt nach England gegangen. Mein Leben war insgesamt ernsthafter, meine Frau hat mir die Augen geöffnet und mir eine andere Perspektive gegeben.”
Vater sein ändert die Perspektive auf den Fußball, und die Prioritäten im Leben. Denn selbst unter den Profis haben die eigenen Kids immer Vorrang. Und Neugeborene und Kleinkinder passen sich bekanntlich nicht an, sie haben ihre ganz eigene Uhr. Daran musste auch Mario Gómez, einer von zwei Cove-Gesichtern unserer neuesten Ausgabe, gewöhnen.
“Der Wecker ging nicht, wenn ich zum Training musste — der Wecker war mein Sohn. Und der war meistens vor dem Trainingswecker wach. Ich war immer ein guter und langer Schläfer. Mein Sohn hat meinen Rhythmus verändert. […] Ich stehe täglich zwischen 6:30 Uhr und 7:30 Uhr auf, wenn mein Sohn wach wird und er diktiert momentan meinen Tagesablauf.”
Dabei klingt 6:30 Uhr wohl bald nach ausschlafen, denn Gómez und seine Frau Carina Wanzung haben kürzlich neuen Nachwuchs bekommen. Und zwar doppelt, neben dem kleinen Sohn sind nun auch Zwillinge Teil des Haushalts. Glückwunsch im Doppelpack!
Corona als Garant für Familiennähe
Mit Babies ist man viel zuhause, momentan kein Problem in Lockdown-Zeiten. Im Interview mit Tiemoué Bakayoko wollten wir wissen vor welche Herausforderungen die Pandemie ihn als Fußballer, Unternehmer und Vater gestellt hat. Klar hat Corona den Ligabetrieb bis auf Weiteres unterbrochen, und anfänglich wurde er seinen eigenen Ansprüchen als Co-Unternehmer bei Études Studio nicht ohne Aufwand gerecht. Im Hinblick auf die Familie schlägt der gebürtige Pariser jedoch einen anderen Ton an.
“Als Vater wiederum hatte ich eine tolle Zeit; ich konnte sehr intensive Momente mit meinem Sohn genießen und habe viel über diese einzigartige, unerklärliche, aber auch fordernde Vater-Kind-Beziehung nachgedacht. Und daraus gelernt. Was sehr erfüllend ist.”
Denn eines haben all diese Kinder und teilweise schon Väter gemeinsam: Auch für international berühmt-berüchtigte Athleten und Trainer ist das Leben abseits der Familie kein Vergnügen. Thorsten Fink ist frühzeitig von Vissel Kobe zurückgekehrt; warum? “Wegen Corona. Ich habe meine Familie acht Monate lang nicht gesehen,” so Fink trotz der grandiosen Erfolge mit dem japanischen Verein. Konkrete Pläne für 2021 hatte er zu Zeiten des Interviews noch keine.
“Fest steht nur: Ich bin für alles offen und diese Mal kommt meine Familie mit.”